ANSTOSS IN BAKU
Informationen | Cover | Inhalt | Leseprobe | Rezensionen
Auflage | 10.000 |
Preis | 9,90 € |
Bezug | Burkhardt-Verlag |
Groundhopper gehen einem ausgefallenen Hobby nach: Sie sammeln Sportstadien. Möglichst viele, möglichst weltweit, möglichst vollständig. Dabei muss auf dem besuchten Platz natürlich auch immer ein Spiel stattfinden.
Im Falle von Martin Czikowski, Markus Stapke, Ronny Schulz und Mirko Otto handelt es sich um Fußballfans. Die vier Tagebuchschreiber, die zum Teil aus Fanzines wie „Beziehungskiste“ oder „Blickfang Ultra“ bekannt sind, bereisten zwischen 2004 und 2006 unabhängig voneinander Südosteuropa und Transkaukasien. „Anstoß in Baku“ versammelt ihre drei Reiseberichte nun erstmals in einem Buch.
Mit Polen, Ungarn, Serbien, Bosnien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien, Transnistrien, die Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, Armenien, die Türkei, Griechenland und Albanien besuchten die Autoren nicht nur Länder, die inzwischen zur EU gehören. Auch in Regionen, die – wie Transnistrien – international nicht als souveräner Staat anerkannt oder mittlerweile aufgrund militärischer Konflikte nicht mehr ohne
Weiteres zu bereisen sind, wird Fußball gespielt und mehr oder weniger euphorisch gefeiert.
Während die Fan- und Stadionkultur in den zum Teil sehr unterschiedlichen Gegenden die Reisestrecken bestimmt, richtet sich der Blick immer wieder auch auf Kulturerbestätten, gesellschaftliche Entwicklungen und soziale Zusammenhänge. Zwischen großstädtischer Erfahrung und Wanderungen durch die Natur geraten so die schnoddrigen Berichte von Begegnungen in Plattenbauküchen und in Fankurven, Überlandbussen und Polizeirevieren zu einem Mosaik kleiner und großer Alltagsbeobachtungen aus den Umbruchsregionen Osteuropas und Transkaukasiens. Jenseits journalistischer und sprachlicher Akkuratesse sind sie subjektive Momentaufnahmen unserer nahen und doch so fernen Nachbarn.
(http://www.burkhardt-partner.com/werbeagentur-presse.html)
Gleich nach dem Frühstück ging es mit einer Marschrutka zur aserbaidschanischen Botschaft. Ich verpasste natürlich die richtige Haltestelle, konnte durch diesen Fauxpas aber schon das Lokomotiwi Stadion lokalisieren. Bei der Botschaft ging die Antragstellung schneller als gedacht. Eine Einladung war nicht vorzuweisen, denn das Hotel Baku in Baku lud alle Antragsteller ein.
Von der Botschaft ging es zum Fußballverband, welcher im Lokomotiwi Stadion seinen Sitz hatte, um die genauen Daten der Rückspiele in der Vorrunde des georgischen Pokals in Erfahrung zu bringen. Der Verband fühlte sich aber überfordert und brachte mich zum Büro der Fußballliga. Dort versprach man mir, sich darum zu kümmern, und ich sollte doch am folgenden Tag noch einmal wiederkommen. Daraufhin sollte es zum Büro von Dinamo Tbilissi gehen, wurde mir doch mitgeteilt, dass diese heute spielen sollten. Da der Anwalt vom Erstligisten Zestafoni auch zum Dinamo-Stadion wollte, spendierte er die Taxifahrt, und man unterhielt sich angeregt über die Probleme des georgischen Ligafußballs.
Das Stadion wirkte von außen eher wie ein neues Projekt von Christo, da es für den anstehenden Ländervergleich gegen Frankreich renoviert wurde. Meine Annahme, dass somit auch Dinamo seine Ligaspiele temporär nicht hier austrägt, bestätigte ein Security-Mitarbeiter.
Das Büro von Dinamo war, wie es dann immer so ist, auch nicht am Stadion, sondern ziemlich weit außerhalb. Zum Glück fuhr ein Bus in die Nähe, so dass ich alsbald die Security-Leute vom Dinamo-Gelände beim Playstation spielen stören konnte. Das Gelände selber durfte ich nicht betreten, aber per Haustelefon teilte mir eine Dame mit, dass im Stadion Sinatle im Stadtteil Awschala Dinamo 2 auf Achalziche treffen sollte. Diese Stadt ließ mich also nicht in Ruhe. Mit dieser freudigen Nachricht ging es wieder zur Botschaft, und gegen 40 Dollar bekam ich meinen Pass samt 3-Tages-Visum zurück. Mit einer Melone bewaffnet ging es mit der Metro zur Endhaltestelle, und von dort nochmals zehn Minuten mit dem Bus zum Sinatle Stadion.
Das Stadion hat auf einer Seite eine teilweise stark zerfallene Stahlrohrtribüne mit fünf Stufen, in der Mitte einen Sprecherturm und ansonsten nichts. UEFA- oder gar FIFA-Spiele dürften hier in nächster Zeit nicht über die Bühne gehen. Das Spiel war teilweise besser als das am Vortag, dürfte Verbandsliganiveau aber nicht überschritten haben.
So langsam arbeite ich irgendwie die bisher liegengebliebenden Bücher ab. Vier Groundhopper haben ihre Erlebnisse aus den Jahren 2004 bis 2006 für das im Jahr 2008 erschienende Buch „Anstoss in Baku“ aufgeschrieben. Markus Stapke begab sich auf den Weg nachChişinău (Moldawien), inkl. (Spiel-) Aufenthalten inBosnien-Herzegowina, Rumänien, Serbien und Ungarn. Martin Czikowski und Mirko Otto begaben sich in den Kaukasus bis nachBaku (Aserbaidschan). Dabei wurde aber auch Spiele in Albanien,Armenien, Georgien, Polen und der Türkei mitgenommen. Ronny Schulz beschreibt im letzten der drei Kapitel seine Reise mit der Endstation Sofia, wo das Auto abhanden kam. Aber auch hier gab es neben Spielen in Bulgarien noch Stadionbesuche in Griechenland,Serbien und Ungarn.
Schönes Buch mit guten Berichten und teilweise auch interessanten Einblicken in andere Kulturen, da es nicht nur um die Spiele geht.
(www.torstenbunde.blogspot.de)
Viel herumgekommen sind auch die Groundhopper, die ihre Erlebnisse und Erkenntnisse im Slang reisender Fußball-Junkies aufgeschrieben haben. Junge Amerikanerinnen im Zug werden mal als »Minks«, also weibliche Katzen, mal als »Judys« bezeichnet. Judys? Als Namensgeber muss die Affendame aus der Fernsehserie Daktari herhalten. Warum? Na, weil deren »Mauken« stinken wie die junger Äffinnen, meint jedenfalls Autor Markus Stapke. Wer über dieses juvenile Geplapper generös hinwegliest, erfährt neben Schilderungen unterklassiger Spiele in Ungarn, Polen, Bulgarien, Georgien oder Albanien bisweilen interessante Details. Zum Beispiel, dass die Namenspatronin des Bukarester Stadions »Complexul Sportiv Iolanda Balas Söter« zwischen 1957 und 1967 14 Mal den Hochsprungweltrekord verbessert hat. Jolanda Balasz gewann zwei Goldmedaillen bei Olympia und 140 Wettbewerbe in Folge!
Fußballfan ist nicht gleich Fußballfan. Nicht jeden füllen die Spiele des eigenen Vereins aus und bei manchem entsteht deshalb der Wunsch, den eigenen (Fußball)-Horizont zu erweitern.
Ein Wunsch, der in die äußersten Randgebiete des europäischen Fußballs führen kann. Nach Georgien oder Aserbaidschan, nach Armenien oder Moldawien – stets vom inneren Zwang getrieben, »den nächsten Ground zu entern«. Vier solcher Fußballreisende kommen hier zu Wort und schildern ihre teilweise skurrilen Erlebnisse in herrlich ungeschliffener Form, so dass sich der Leser bald mitfreut, wenn ein »Ground« einen guten Eindruck macht: »Verfügte dieser doch über fünf Stufen mit Schalensitzen, ein kleines überdachtes Teil und eine manuelle Anzeigentafel.« Ein Fußball-Tagebuch für Polyglotte.