Hyperfantastische Berliner Fußballgeschichten
SV Nord Wedding II – RFC Liberta 1-0
Sonntag, 11.05.2014 | Werner-Kluge-Sportplatz | Wedding | 10. Liga | 5-10 Zs.
„Warum?! Souley! Warum?“ Die Antwort auf dieses mehr flehende Klagen als wissbegierige Fragen vom stotternden Mittelfeld-Motor der Gästemannschaft, konnte keiner der fünf Hartgesottenen geben, die trotz einiger Wetterkapriolen freiwillig oder gezwungen, zufällig oder geplant, hier am Spielfeldrand des Werner-Kluge-Sportplatz gelandet waren. Aber zweifelslos war der Einwand berechtigt. Die Nummer 3 von Liberta war in den wenigen bisher verstrichenen Spielminuten bereits mehrfach durch konzeptloses Nach-vorne-dreschen des Balls aufgefallen; zumeist sogar in Momenten völlig frei an Bedrängnis. Aber dies muss man Souley zugute halten: Immerhin einem dieser 40-Meter-Versuche hatte der Reinickendorfer Verein seinen bisher einzigen Torschuss zu verdanken. Zu mehr Torgefahr sollte es das ganze Spiel dann auch nicht mehr reichen; aber so realistisch waren zu diesem Zeitpunkt wohl weder die Akteure auf als auch die Gaffer neben dem Platz. Wie auch, an einem solchen Wochentag, zu so einer Zeit, bei so einem Wetter, kann, ja muss, die Entscheidung zur Freizeitgestaltung plausibel und korrekt sein.
Der Rand des Kunstackers wusste zu gefallen: Stufen und wildbewachsene Fangzäune, ein Sportplatzbiotop. Wie inmitten eines verwunschenen Gartens fühlte ich mich, wenn ich denn die stetig durch die Wolkendecke brechenden Flugzeuge hätte ignorieren könnte. Konnte ich aber nicht. Genauso wie der Fünfer der Gastmannschaft im Laufe der zweiten Halbzeit das unreflektierte Kritisieren des eigenen Siebeners noch länger überhören konnte. Oder wollte. Nachdem ein Konter an seinen eigenen Beinen eher stoppte, als dass er begann, hagelte es nicht Aufmunterung, sondern kurzformulierte Giftpfeile vom eigenen Mann. Die Reaktion kam prompt. Der Spieler stellte das Spielen ein. Also qualitativ ging es schon weiter wie bisher, nur quantitativ fehlten nun zwei sich selbst im Weg stehende Beine. Trainer und Kapitän brüllten und schrien wie am Spieß, flehten um Beendigung des Kindergartens. Aber verlassen wie Erich Ribbeck nach dem Portugalspiel der EM 2000 stand der Fünfer am Seitenaus und fluchte fünf Minuten vor sich hin, bis er das Traben schließlich wieder aufnahm. Liberta, das vor kurzem erst seinen 100. Jubeltag feierte, war zweifellos um eine Anekdote reicher, und auch die sich mittlerweile verdoppelte Zuschauermasse hatte eine Antwort auf die nicht gestellte Frage ihres Kommens.